Saturday, March 24. 2007:
Klar, dass Oliver Bierhoff auf dieses ganz spezielle Länderspiel angesprochen wird. Wenn der Gegner der deutschen Nationalmannschaft wie heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) in Prag die Tschechische Republik ist – und das auch noch im bisher wichtigsten Spiel der Qualifikation zur EURO 2008 in Österreich und der Schweiz –, dann darf der Verweis auf das legendäre EM-Finale am 30. Juni 1996 nicht fehlen. Im Londoner Wembley-Stadion lag Deutschland 0:1 gegen die Tschechen zurück, ehe der eingewechselte Mittelstürmer mit zwei Toren für die Wende sorgte.
Besonders sein „Golden Goal“, das der DFB-Auswahl in der 5. Minute der Verlängerung den dritten und bislang letzten EM-Titel bescherte, ging in die Fußball-Geschichte ein – und war für Bierhoff selbst die Initialzündung einer glänzenden Karriere. Die ihn über 37 Treffer in 70 Länderspielen und Position sieben in der ewigen DFB-Torjägerliste schließlich auf den eigens geschaffenen Posten des Nationalmannschaftsmanagers führte. Als solcher mag der heute 38-Jährige allerdings nicht in Erinnerungen schwelgen: „Es stimmt schon, ich habe eine gewisse Beziehung zu Spielen gegen die Tschechen“, sagt Bierhoff mit bewusstem Understatement – „aber wir wollen nicht soweit zurückschauen, sondern nach vorn.“ Das heißt im Klartext: zum Spitzenspiel der EM-Qualifikationsgruppe D, in der Deutschland mit zehn Zählern aus vier Spielen vor den punktgleichen Tschechen dank eines klar besseren Torverhältnisses führt. Und das soll auch nach der Partie am Samstag im Toyota-Stadion von Prag so bleiben, wenn es nach Bierhoff geht: „Wir wollen zeigen, dass wir das beste Team in der Gruppe sind. Dort ist die Tschechische Republik sicher unser stärkster Gegner, aber auch wir wissen um unsere Stärke.“ (Quelle: dfb.de)
Mittelfeldspieler Torsten Frings von Werder Bremen, nach überragender WM 2006 auch in der laufenden Saison einer der besten Bundesligaspieler, drückt das so aus: „Wir haben keine Angst vor den Tschechen, höchstens Respekt. Den haben die aber auch vor uns.“ Und das, so der 30-Jährige, berechtige den WM-Dritten, „mit breiter Brust nach Prag“ zu fahren, um dort in einem Spiel zu bestehen, „auf das wir richtig heiß sind“. Das sei in jeder einzelnen Trainingseinheit zu spüren, selbst wenn das Trainerteam – wie am heutigen Vormittag – die Wahl zwischen Yoga- oder Fitnesstraining im Mannschaftsquartier lasse. Natürlich wird aber auch auf dem Fußballfeld geübt, viel im taktischen Bereich. Und zusätzlich bereiten Bundestrainer Joachim Löw, sein Assistent Hans-Dieter Flick und Scout Urs Siegenthaler die Nationalspieler mit Videostudium auf den EM-Halbfinalisten von 2004 vor. „Die Trainer stellen viele DVDs mit den Stärken und Schwächen der Gegner zusammen“, berichtet Frings. Seine eigene Rolle als Führungsspieler neben Kapitän Michael Ballack beschreibt der zumeist eher defensiv agierende 65-malige Nationalspieler so: „Die WM hat mir viel Selbstvertrauen gegeben. Außerdem bin ich schon lange in der Nationalmannschaft dabei – da ist es klar, dass ich Verantwortung übernehmen muss und will.“
Was in Abwesenheit des gesperrten Sturmführers Miroslav Klose auch von Lukas Podolski erwartet wird, den Löw als gesetzt erklärt hat. Der 21-jährige Angreifer von Bayern München will dieses Vertrauen „mit Leistung zurückzahlen“, lässt sich auf eine Hierarchie im Sturm der DFB-Auswahl aber nicht festlegen: „Ob Nummer eins oder fünf ist doch egal. Sicher fehlt uns Miroslav Klose, aber mit Kevin Kuranyi oder Stefan Kießling haben wir starke Leute in der Hinterhand.“ Die eigene, zuletzt positive Entwicklung nach anfänglichen Problemen beim deutschen Meister freut Podolski natürlich, „aber ich darf mich darauf nicht ausruhen“. Die selbstkritische Haltung des besten jungen Spielers bei der WM 2006 freut wiederum den Manager der Nationalmannschaft: „Bei aller Selbstkritik ist Lukas aber eine fröhliche Seele“, sagt Oliver Bierhoff, „der alle Möglichkeiten hat, zum internationalen Topstürmer zu reifen.“ So, wie es der ehemalige Kapitän der DFB-Auswahl zu seiner Zeit selbst war – auch wenn er darüber heute nicht mehr so gerne spricht.