Sindelar wuchs im Arbeiterbezirk Favoriten auf und war bei den Vereinen ASV Hertha und Austria Wien tätig. Schon in der Jugend zog er sich eine Verletzung am Knie zu und trug deshalb im Spiel immer einen Kniestrumpf, der später zu seinem Markenzeichen werden sollte. Da er weitere Verletzung, vor allem am Knie fürchtete, verstärkte Sindelar seine charakteristische elegante, körperlose Spielweise, die ihm den Namen „der Papierene“ einbrachte. Mit der Wiener Austria wurde er gegen Ende der Zwischenkriegszeit zwei mal Mitropapokalsieger. Sindelars Karriere endete abrupt mit dem Einmarsch der Nationalsozialisten am 12. März 1938. Sein rätselhafter Tod neun Monate später gibt noch heute Anlass zu zahlreichen Spekulationen.
Posthum widmete ihm der österreichische Schriftsteller Friedrich Torberg sein Gedicht "Auf den Tod eines Fußballers".
Er war ein Kind aus Favoriten
und hieß Matthias Sindelar.
Er stand auf grünem Platz inmitten,
weil er ein Mittelstürmer war
Er spielte Fußball, und er wußte
vom Leben außerdem nicht viel.
Er lebte, weil er leben mußte
vom Fußballspiel fürs Fußballspiel.
Er spielte Fußball wie kein zweiter,
er stak voll Witz und Phantasie.
Er spielte lässig, leicht und heiter,
er spielte stets, er kämpfte nie.
Er warf den blonden Schopf zur Seite,
ließ seinen Herrgott gütig sein,
und stürmte durch die grüne Weite
und manchmal bis ins Tor hinein.
Es jubelte die Hohe Warte,
der Prater und das Stadion,
wenn er den Gegner lächelnd narrte
und zog ihm flinken Laufs davon.
Bis eines Tages ein andrer Gegner
ihm jählings in die Quere trat,
ein fremd und furchtbar überlegener,
vor dem's nicht Regel gab noch Rat.
Von einem einzigen harten Tritte
fand sich der Spieler Sindelar
verstoßen aus des Planes Mitte
weil das die neue Ordnung war.
Ein Weilchen stand er noch daneben,
bevor er abging und nachhaus.
Im Fußballspiel, ganz wie im Leben,
war's mit der Wiener Schule aus.
Er war gewohnt zu kombinieren,
und kombinierte manchen Tag.
Sein Überblick ließ ihn erspüren,
daß seine Chance im Gashahn lag.
Das Tor, durch das er dann geschritten,
lag stumm und dunkel ganz und gar.
Er war ein Kind aus Favoriten
und hieß Mattihas Sindelar.
(Friedrich Torberg, "Auf den Tod eines Fußballspielers")
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